Interview: Was macht eigentlich ein Webdesigner?

Interview mit Markus Burgthaler. Er gestaltet Websites sowohl für kleine als auch ganz große Unternehmen und sieht sich dabei als Bindeglied zwischen Kreativität und Technik.

Webdesigner, Grafikdesigner, Mediengestalter … das ist alles ziemlich verwirrend. Worin besteht der Unterschied? Und wo siehst du dich?

Stimmt schon, bei den Berufen gibt es ziemlich viele Überschneidungen. Du kannst dir das vorstellen wie beim Hausbau: Nehmen wir den Architekten und den Bauingenieur. Der Architekt entwirft dein Haus, zeichnet den Gebäudeplan und überlegt sich, welche Räume es gibt und wie diese aussehen. Der Bauingenieur setzt das um was der Architekt entworfen hat, berechnet die Statik oder plant die Versorgungsleitungen. Eine Website kannst du dir auch vorstellen wie ein Haus. Der Web- oder Grafikdesigner ist hier der Architekt und der Mediengestalter ist der Bauingenieur.

Ich fühl mich in beiden Welten zu Hause, in erster Linie zwar als Webdesigner, aber ich stehe auch rund um Website-Fragen zur Verfügung. Ich denke, es ist die Mischung aus kreativen Ideen und technischer Umsetzung, die meinen Job so einzigartig macht.

Heißt das, du programmierst die Websites auch?

Eine Website besteht ja grundsätzlich aus HTML-Code der den Text, die Bilder usw. enthält. Der Browser erzeugt dann damit die Website wie man sie sehen kann. Um diesen Code zu erzeugen werden im Hintergrund oft Programmiersprachen wie PHP und Javascript vewendet. Dazu kommt dann natürlich noch CSS, eine Stylesheet-Spreche mit der HTML ergänzt wird. Mit diesen Grundlagen sollte man sich auskennen um dann mit CMS-Systemen wie z.B. WordPress Websites zu bauen.  

Javascript mit seinen vielfältigen Bibliotheken hilft einem enorm bei der Umsetzung von speziellen Funktionen oder bei der Anpassung von Plugins, damit sich diese gut ins Gesamtdesign der Website einfügen. Die Website soll ja schließlich aus einem Guss sein und stimmig aussehen. Wenn die Website bestimmte Spezialfunktionen haben soll, arbeite ich mit Programmierern zusammen, die sich um die komplexen Programmierparts kümmern.

Da haben die Kunden wohl alle sehr unterschiedliche Vorstellungen, oder?

Das kommt schon alleine daher, weil meine Kunden aus völlig unterschiedlichen Branchen kommen. Vom Segelclub über Kunstakademien bis hin zum Automobilhersteller ist da alles dabei. Man lernt dabei auch sehr viel über die einzelnen Themen. Letztes Jahr habe ich auch mal eine Website für ein klassisches Konzertensemble gestaltet. Da hat es mich doch schon in den Fingern gejuckt, nochmal Alphorn-Unterricht zu nehmen. Aber genau das gefällt mir so an meinem Job.

Wo hast du das gelernt?

Da gibt es verschiedenste Ausbildungsgänge und Studienrichtungen. Die Uni unserer Nachbarstadt Salzburg, die FH in Rosenheim oder in meinem Fall in München bietet da einiges an. Für die Grundlagen ist das genau richtig. Aber es ist auch danach wichtig, dran zu bleiben. Das Web verändert sich zwar nicht mehr so schnell wie in der Anfangszeit, dafür gehen die speziellen Fähigkeiten sehr in die Tiefe und es gibt immer etwas neues zu entdecken. Kongresse und Veranstaltungen wie Google IO bieten immer Gelegenheit, neues zu lernen und über den eigenen Tellerrand zu sehen.

Und was ist mit Branchenkenntnis? Wie kannst du eine Website für einen Kunden gestalten, wenn du eigentlich gar keine Ahnung von seinem Beruf haben?

Um eine maßgeschneiderte Website zu schaffen muss ich mit meinem Kunden ganz eng zusammenarbeiten und viele Fragen stellen. Ich muss verstehen, was genau gebraucht wird. Meine Aufgabe ist es, konkret nachzufragen und heraus zu finden, wie ich helfen kann. Wenn es machbar ist, dann treffen wir uns persönlich und ich sehe mir das Unternehmen des Kunden an. So bekomme ich ein Gefühl dafür, was der Kunde macht und kann daraus Ideen entwickeln. Ich finde es spannend, zu sehen, was meine Kunden machen und nehme mir immer Zeit, auch die Menschen kennen zu lernen.

Klar, es ist schon ein Unterschied zwischen einer Website für ein Restaurant oder für einen Anwalt. Der Stil des Restaurants muss rübergebracht werden, das kann auch mal sehr avantgardistisch sein. Beim Anwalt geht es vor allem um Seriosität und Vertrauen. Letzten Endes wollen aber alle das gleiche: Mehr zahlende Kunden. Und dass die Website diese Grundlagen erfüllt, darum kümmere ich mich.

Wie viel Zeit muss man als Auftraggeber ungefähr einplanen, wenn man eine komplett neue Website von dir erstellen lassen will?

Das hängt natürlich schon sehr davon ab, wie weit die Vorbereitungen und Materialsammlungen getroffen wurden. Hat man sich bereits Gedanken über eine Struktur gemacht und wurden vielleicht schon Fotos ausgewählt.

Oft haben meine Kunden ja schon eine Vorstellung, was ihre Website können soll. Zur konkreten Gestaltung haben sie aber meistens noch keine Ideen und brauchen Inspiration. Da skizziere ich auch schon mal auf Papier, so dass man sich losgelöst von den Farben erst mal auf den Aufbau konzentrieren kann. In der Folge präsentiere ich ein paar Designvorschläge und man findet die passende Richtung.

Für eine überschaubare Website kann man etwa drei bis vier Wochen einplanen, sofern Texte und Bilder schon bereitstehen. Der Online-Shop für hunderte von Produkten dauert da natürlich deutlich länger. Vier bis fünf Monate sind da realistisch.

Wenn sich rechtliche Fragen ergeben kann sich das Projekt natürlich noch verzögern.

Wie siehts denn mit den Kosten aus? Ein Verein kann nicht so viel investieren wie ein Großunternehmen, oder?

Da ist es besonders wichtig, mit offenen Karten zu spielen. Dann erkennt man schon im ersten Beratungsgespräch, was umsetzbar ist und was nicht. Aus meiner langen Erfahrung heraus kann ich dann auch schon sehr gut einschätzen, wieviel Arbeitszeit notwendig ist und daraus ergibt sich ja dann auch der Preis.

Eine kleine Website mit wenigen Unterseiten und gut vorbereiteten Materialien kann man schon mal mit einem Tagessatz abrechnen. Umfangreichere Seiten, womöglich Redaktionelle Arbeiten nehmen entsprechend mehr Zeit in Anspruch und kosten auch mehr.

Jetzt in der Corona-Pandemie haben viele Unternehmer ein großes Problem: Mit der Auftragslage ist auch die finanzielle Situation unklar. Soll man nicht besser Investitionen in eine Website auf später zu verschieben?

Man muss eine Website ja nicht in einem Stück fertig machen, sondern kann stetig dran arbeiten und erweitern. Für den Online-Gang müssen noch nicht mal alle Funktionen da sein. So kann man die Kosten zu Beginn gering halten und die Arbeiten an den Geldfluss anpassen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Unternehmer gerade während Corona neben dem Tagesgeschäft die freie Zeit für die Erneuerung der Website nutzen, um für das Ende der Pandemie eine neue Seite präsentieren zu können. Gerade jetzt findet sich vielleicht leichter die Zeit für ein Beratungsgespräch…

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